Rohrpost

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Unter Rohrpost versteht man ein System zur Beförderung von Briefen, Karten und Telegrammen mittels Luftdrucks in zumeist unterirdischen Röhren.

Die Notwendigkeit zur Errichtung eines Rohrpostsystems ergab sich aus den Anforderungen eines immer stärker wachsenden Postwesens bei gleichzeitiger Verbesserung der Zustellgeschwindigkeit.

Das erste Patent für ein System zur Beförderung von Post durch Luftdruck wurde im Jahre 1854 an Cazalet und Clark erteilt, welches anschliessend noch einmal von Rammel verbessert wurde.

Dieses System kam 1862 erstmals in London zum Einsatz, wo die Pneumatic Despatch Company eine rund 600m lange Teststrecke einrichtete. Diese Rohrpostart bewährte sich technisch jedoch nicht und wurde schon 1874 eingestellt.

Ein alternatives System kam schon 1865 in Berlin parallel zum Einsatz, welches Telegramme zwischen dem Haupttelegraphenamt, der Börse und weiteren Telegraphenstationen in der Stadt befördern konnte. Paris folgte 1867 mit einem ähnlichen System.

Das erste öffentlich nutzbare Rohrpostsystem für Briefe und Postkarten wurde dann 1876 in Berlin mit 15 Stationen und einer Gesamtröhrenlänge von 26 km eröffnet. Das System wurde wegen des Geschwindigkeitsvorteils ein großer Erfolg: Schon im Eröffnungsmonat Dezember 1876 beförderte das System 94.495 Sendungen. Um den Transport noch weiter zu verbessern stellte die Post entsprechende Brief- und Postkartenvordrucke her, die in ihren Abmessungen dem System entgegenkamen. Briefe durften zudem das zulässige Höchstgewicht von 10 Gramm nicht übersteigen.

Dieses System wurde dann vor allem während der Zeit des Deutschen Reiches immer weiter ausgebaut und auch von der nachfolgenden DDR zu internen Zwecken noch bis 1970 genutzt.

Technisch bestanden die Röhren der Berliner Anlage aus gezogenem Schmiedeeisen mit einem Durchmesser von 65mm. Die Röhren lagen im allgemeinen in einer Tiefe von 1,25 Meter unter Bürgersteigen und wiesen alle 50 Meter einen Behälter auf, in dem das Kondesnwasser gesammelt wurde, da Feuchtigkeit ein entscheidendes Problem war.

Mit jeder Röhre wurde zugleich auch ein Telegraphenkabel verlegt, um die Rohrpostämter auch von dieser Seite her untereinander zu verbinden.

Der Versand von Rohrpost erfolgte meist in einer Zusammenstellung von 10-20 Stück, wobei die einzelnen Kapseln aus Stahlblech waren und die letzte Kapsel ein Dichtungskolben war, um durch die dann eingeleitete komprimierte Luft Geschwindigkeit aufzunehmen. Diese betrug bis zu 1km pro Minute.

Entsprechende Rohrpostbelege und -vordrucke erfreuen sich einiger Beliebtheit bei Spezialsammlern.